Bücher schreiben im NaNoWriMo: Ich bin dabei, aber…

von | 03.11.2017 | 0 Kommentare

Aktuell läuft der NaNoWriMo. Konkret: Seit dem 01. November um 00:00 Uhr. Der National Novel Writing Month läuft bis zum 30. November um 23:59 Uhr und jede Menge Autorinnen und Autoren sind dabei. Konkret sind es über 130.000 Teilnehmer in diesem Jahr. Und ich bin eine davon.

Eigentlich hatte ich mich dagegen entschieden, beim NaNoWriMo mitzumachen. Aber dazu gleich mehr. Zunächst möchte ich die üblichen Fragen abfrühstücken und den National Novel Writing Month grob anreißen.

 

Was ist der NaNoWriMo?

nanowrimo

Logo des NaNoWriMo

Der NaNoWriMo ist, wie bereits gesagt, der National Novel Writing Month. Autorinnen und Autoren und solche, die es werden wollen, werden aufgerufen, innerhalb von 30 Tagen 50.000 Worte zu schreiben. Ab dieser Grenze kann man einen Roman getrost einen Roman nennen, darunter befindet sich das Werk üblicherweise in der Ist-das-noch-eine-Novelle-Streitzone.

Pro Tag werden also 1.667 Worte geschrieben, alle sechs Tage sind das runde 10.000 Worte. Das Gesamtziel von 50.000 Worten entspricht einem Buchumfang von 182 Normseiten. Ist eigentlich gar nicht viel für einen Monat intensiven Schreibens, aber es müssen in der Regel entsprechende Vorbereitungen wie Plotting oder Figurenentwicklung betrieben werden.

Den NaNoWriMo gibt es seit 1999 in den USA und ich bin mir sehr sicher, dass ich 2005 oder 2006 bereits darauf gestoßen bin und unter irgendeinem Account, den ich nicht mehr auffinden kann, mitgemacht (und verloren) habe. Denn den NaNoWriMo kann man als Gewinner oder Teilnehmer beenden. Wer die 50.000 Worte knackt, hat gewonnen. Wer nicht, ist bloß ein Teilnehmer.

Warum findet der NaNoWriMo ein Mal jährlich statt?

Wenn man sich auf nanowrimo.org anmeldet, kann man sich Writing Buddies suchen. Das können Freunde, Twitter-Bekannte oder auch fremde Personen sein. An denen kann man sich messen. Zudem gibt es Wordwars und Group Sprints, in denen man um die Wette gegeneinander oder gegen die Uhr schreiben kann.

Dadurch, dass der NaNoWriMo nur ein Mal im Jahr stattfindet (das NaNo-Camp ist eine andere Geschichte 😉 ), sind alle Schreibverrückten zur selben Zeit mit den gleichen Zielen konfrontiert. So wird ein Konkurrenz- und Teamdenken ermöglicht und durch die große Welle der Schreibenden kann sich auch ein Prokrastinierer animiert und motiviert fühlen, endlich seine Geschichte zu Papier zu bringen.

 

Muss man einen Roman schreiben im NaNoWriMo?

Inzwischen ist das starre Gerüst des NaNoWriMo längst durchbrochen. Man kann sich durch verschiedene Badges, die als Selbstauszeichnungen funktionieren, als Querschläger oder Rebell definieren und den NaNoWriMo für sich abändern.

Man muss keinen Roman am 01. November mit Wort 1 beginnen und Wort 50.000 am 30. November beenden. Man kann Sachbücher oder Blogs schreiben und trotzdem auf den Zug der Motivation aufspringen. Man kann aber auch mit einem bereits begonnenen Roman fortfahren und ihn weiter ausbauen.

Und das ist auch schon der Grund, warum ich beim NaNoWriMo 2017 mitmache.

Meine Badges beim NaNoWriMo

rebell

Rebell
Man kann sich Rebell nennen, wenn man glaubt, Regeln seien dazu da, um zu gebrochen werden. Jeder, der ab dem 1. November irgendwas schreibt, nur keinen brandneuen Roman, hat sich dieses Abzeichen verdient.

plantser

Plantser
Wer einen Mix aus Discovery Writer und Plotter darstellt, verdient sich dieses Abzeichen. Ich habe das Manuskript grob geplottet (siehe Exposé… Verlag…), aber noch viel Spielraum für das entdeckende Schreiben.

wellness

Wellness-Schreiber
Wer sich noch um seine Gesundheit kümmert, während er im NaNoWriMo schreibt, hat sich dieses Abzeichen verdient. Beispielhaft werden vom NaNoWriMo hier Schlaf, gesunde Snacks oder Bewegung genannt.

wordsprinter

Word Sprinter
Wer an einem Word Sprint teilgenommen hat, darf sich mit diesem Badge auszeichnen. Ich persönlich habe herausgefunden, dass mir ein täglicher Mix aus Schreiben auf Zeit und freiem Geschichtenerzählen gut tun; qualitativ so wie auch quantitativ.

backup

Back It Up
Manuskripte brauchen Back-Ups! Vor allem, wenn man sie auf einem acer Travelmate schreibt, wo auch immer man ist. Außerdem: Strg + S, Strg + S, Strg + S! So wichtig!

gameon

Game On
Wer an einem Word War, Group Sprint oder Dare teilgenommen hat, darf sich hiermit auszeichnen. Ich selbst schließe mich gerne mal in Cold Turkey Writer ein, um ablenkungsfrei zu arbeiten und nicht vom Internet angezogen zu werden. Und dann klingelt das Telefon.

maestro

Novel Maestro
Wahrscheinlich das seltenste Badge. Wer einen Soundtrack zu seinem Roman komponiert oder eingeübt hat, darf sich hiermit auszeichnen. Mein aktuelles Manuskript hat zwar keinen Soundtrack, aber ich habe für verschiedene Szenen selbst produzierte Schreibmusik.

welltheworld

Tell the World
Tja. Wer anderen davon erzählt, dass er oder sie beim NaNoWriMo mitmacht, seit es über Lautsprecher, Social Media oder sonstwie, darf sich hiermit auszeichnen. Done!

 

Warum ich am NaNoWriMo 2017 teilnehme

Ich habe geschlampt.

Mein Manuskript, für das ich im Sommer einen Verlag gefunden habe, ist noch nicht fertig. Der Verlag erwartet Anfang 2018 das, was ich im Exposé angegeben habe. Nämlich roundabout 75.000 Wörter entsprechend der Inhaltsangabe. Ende Oktober hatte ich etwa 25.000 Worte auf dem Papier stehen und eine monatelang anhaltende Schreibblockade.

Dadurch, dass ich in der Sachbuch- und Ratgeberschiene intensiv gearbeitet habe, unter anderem an „Sei dein eigener Entspannungscoach“, hat sich mein Schreibstil so sehr versachlicht, dass ich an mir und meinem Schreibstil im Belletristischen zweifle und es immer mehr aufgeschoben habe. Nun habe ich noch zwei Monate für etwa 50.000 Worte, denn am 31. Dezember möchte ich komplett fertig sein.

Eigentlich arbeite ich möglichst effizient und mit hohen Qualitätsansprüchen, sodass ich Schreiben und die erste Überarbeitung in meinen Büchern schnell vermische. Dadurch kann ein produktiver Tag einer sein, an dem ich über 4.000 Worte schreibe. Manchmal mache ich aber auch ein Minus von über tausend Wörtern, weil ich so viel weggestrichen habe.

Der NaNoWriMo kommt mir also gerade recht. Durch Irina bin ich auf einen Discord-Server* gekommen, in dem ich mich mit anderen NaNoisten austauschen kann. Kurze Hilfegesuche, gegenseitige Arschtritte und eine interne Statistik, wer am meisten geschrieben hat mit knallharten farblichen Bewertungen (ein zerbrochenes Herz bekommt jemand, der das Soll nicht erreicht hat), haben mich total in das NaNo-Fieber hineingezogen.
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Endlich kann ich wieder schreiben! Und zwar deutlich mehr als die 1.666 Wörter, die man im Schnitt täglich leisten soll. Aktuell ist es für mich die richtige Lösung. Ich mag die Menschen und habe mir sogar jemanden gesucht, mit dem ich mich immer wieder um das wahrlich letzte Wort kloppe: Mal hat er mehr Worte als ich, mal ich. Wir wollen uns übertreffen und pushen uns somit.

Im Anschluss an den NaNoWriMo habe ich einen Monat Zeit für die erste Überarbeitung. Von den 50.000 Wörtern, die ich in diesem Monat ins Manuskript hacken werde, wird ein Großteil gestrichen, gestrafft und verschönert werden. Ich will keinen Murks schreiben. Doch sobald Quantität der Maßstab ist, leidet meine Qualität. Leider habe ich nicht den ganzen Tag Zeit, um mit einer Quote von 300 Wörtern pro Stunde zu schreiben und das NaNoWriMo-Ziel zu erreichen.

NaNoWriMo-Kia

Mein aktueller Stand (3. November 15:00 Uhr) beim NaNoWriMo

Im Dezember werde ich dann – hoffentlich bis Weihnachten – das ganze Ding überarbeitet haben, sodass ich von mir sagen kann, dass das Manuskript fertig ist. Bis zum Gespräch mit der Verlegerin im März ist dann noch genug Zeit für die weiteren Überarbeitungen. Und ein Lektorat und Korrektorat gibt’s im Verlag immerhin auch noch.

Daher stecke ich gerade mit allen zehn Fingern im NaNoWriMo. Es macht Spaß, auch wenn ich mit einer fiesen Grippe eher unzufrieden mit der Gesamtsituation bin.

 

Warum ich nicht hinter dem NaNoWriMo stehe

Trotzdem würde ich niemandem, der Überarbeitung hasst und sowieso täglich schreibt empfehlen, am NaNoWriMo mitzumachen. Schon gar nicht als Selfpublisher, der sein Projekt sofort danach veröffentlichen will.

Andererseits ist der NaNoWriMo perfekt für alle, die sich tägliches Schreiben angewöhnen wollen. Willst du dein Schreiben zur Gewohnheit machen, brauchst du 21 Tage, bis es zur Routine wird. Andere Quellen berichten, es seien 30 Tage (Hal Elrod zum Beispiel). Wie auch immer – der NaNoWriMo bietet genug Zeit, Motivation, Statistik-Zeug und Gleichgesinnte, um sich das Schreiben von Büchern zur Routine zu machen.

Wer hingegen allergisch auf Druck reagiert und sich bei gesteckten (täglichen!) Zielen verrückt macht, sollte vom NaNoWriMo Abstand nehmen. Vor allem, wenn du jemand bist, der sich selbst nicht gut behandelt und beim Verfehlen eines Ziels sofort als Versager abstempelst, können die Wirkungen des NaNoWriMo schnell ins Negative überschlagen.

Mein Fazit: Ich stecke also drin, stehe aber nicht voll dahinter. Der NaNoWriMo ist mit Vorsicht zu genießen.

 

Am Ende des Monats möchte ich gerne eine Review verfassen. Ich freue mich schon jetzt auf den Rückblick, muss mich jetzt aber mal wieder in E-Mails, Haushalt und Texterjobs stürzen: Wer exzessiv schreibt, vernachlässigt leicht dieses „Leben“, von dem alle so viel reden. Und schreiben.

Alles Liebe,

Kia



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