Ehrlich vs. höflich: “Tut mir leid, aber …”

von | 18.08.2017 | 0 Kommentare

Ich würde wirklich gerne einen Teetext schreiben, aber ich habe weder Zeit noch Tee.
Du würdest gerne selbstständig sein, aber das Risiko ist zu hoch und so schlecht ist dein aktueller Job gar nicht.
Wir alle benutzen das Wörtchen “aber” viel zu oft, aber es geht wohl gar nicht anders … Doch was wäre, wenn?

Seit ich mich ein bisschen mit der zwischenmenschlichen Kommunikation beschäftige, frage ich mich immer wieder, was wäre, wenn wir bestimmte Eigenheiten und Unsitten einfach weglassen würden.

Vor ein paar Monaten habe ich mich entschlossen, nie wieder mit Hilfsverben Fragen zu stellen, und das halte ich mit Verlaub ziemlich beschissen durch. Ohne eigene Ermahnung rutsche ich ab in ein “Kannst du für mich …?”, anstatt direkt zu fragen, ob das Gegenüber mir diesen Gefallen tut. Präsens. Satzstellung anpassen. Fragezeichen hintendran klatschen. Antwort: ehrlich. Oder: Mit einem “aber” dran.

Höflichkeit ist die eine Sache, aber die typischen “aber”-Sätze sind eine andere.

“Das würde ich wirklich sehr gerne tun, aber ich habe keine Zeit.”

Lügner! Alles, was du gerne tun würdest und dich weiterbringt, quetschen wir alle in unsere Terminkalender hinein.

Hast du wirklich keine Zeit, so schlage doch einen anderen Zeitpunkt vor:

“Das würde ich wirklich sehr gerne tun, es passt in etwa zwei Wochen in meinen Terminkalender!”

Wenn du es gerne tun würdest, es dich aber nicht weiterbringt, dir also nutzlos erscheint, so frage dich zunächst, warum du es gerne tun würdest. Meiner Meinung nach hängt es zusammen: Etwas gerne tun bedeutet für mich, dass es mich weiterbringt. Ich lade dich hiermit ein, mich in den Kommentaren dazu auszufragen, mal sehen, ob euer Input meinem Statement standhält 😉

Ein weiterer Satz, der mir gegen den Strich geht:
“Ich habe da eigentlich Zeit, aber sicher sagen kann ich es erst [Zeitpunkt x].”
Leute, das geht so nicht. Ich weiß, wie sexy ein aufgeräumtes E-Mail-, Twitter-Nachrichten-, Facebook- und sonstwas-Postfach ist, aber müsst ihr wirklich jede Nachricht beantworten, nur um sie zu beantworten? Ich lasse Nachrichten mit Terminanfragen (sowie Nachrichten mit viel Text) so lange liegen, bis ich sie beantworten kann. Fragt mich jemand per Mail ganz unverbindlich, ob ich in zwei Wochen Zeit habe, so frage ich allenfalls, bis wann er oder sie eine Antwort benötigt; aber in der Regel lasse ich Mails von bekannten Kontakten so lange liegen, bis ich darauf eine Antwort formulieren kann.
Auch so vermeide ich mir ein kleines “aber”.

Ich bin für weniger “aber”s in unserer Kommunikation. Für mehr klare Aussagen. Mehr Ehrlichkeit ohne die Brüstung der höflichen Floskeln.
Wenn ich keine Zeit habe, habe ich keine Zeit und erledige es später. Wenn es mir nicht am Herzen liegt, erledige ich es gar nicht, es sei denn, es kommt durch höhere Gewalt (ach, ihr wisst schon. Rechnungen, Nebenkostenabrechnung, Finanzamt etc.) auf den To-Do-Stapel.

Von mir gibt es nur noch ganz, ganz selten E-Mails à la “ich habe deine Mail gelesen, aber die Antwort kommt erst später, weil …”, denn mal im Ernst: Auf eine Mail kann man auch mal eine Woche warten.

Wie siehst du das? Kannst du auf E-Mails eine Woche warten? Musst du immer alles sofort machen? Wie oft verwendest du das Wörtchen “aber”, das unsere Ablehnungskommunikation so sehr zerschießt?

Und vergiss’ nicht, wenn du ohnehin einen Kommentar dalässt, den Angriff auf mein Statement von oben 😉 Ich bin gespannt!

Alles Liebe,

Kia



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