Reizüberflutung und ihre Auswirkungen

von | 20.12.2021 | 0 Kommentare

Ich bin reizüberflutet. Darüber möchte ich heute sprechen. Es geht darum, was Reizüberflutung ist, wo sie herkommt, was sie mit uns macht und was wir als Unternehmer*innen daraus lernen können. Dabei gehe ich auf Unterbrechungswerbung (Interruption Marketing) und Permission Marketing ein.

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Was ist Reizüberflutung?

Grundsätzlich handelt es sich bei Reizüberflutung nicht um eine Diagnose, ein medizinisches Wort oder etwas, das man anhand verschiedener Symptome festmachen kann. Es ist eher ein umgangssprachlicher Begriff für eine Überforderung, die uns unkonzentriert, vergesslich, vielleicht sogar gestresst oder schlechter gelaunt werden lässt.

Wenn du dich mal darauf konzentrierst, wie viele Reize dein Gehirn zu diesem jetzigen Moment strickt, wird schnell klar, wie vielen Reizen wir ausgesetzt sind. Du liest diesen Artikel. Siehst aber nicht nur die Buchstaben, sondern den Bildschirm, vielleicht den Tisch, eine Lampe, die Wand dahinter. Ich habe in der heutigen Podcast-Folge beschrieben, was ich sehe und bin sofort abgeschweift und habe eine kurze Geschichte zu meiner roten Schreibtischlampe erzählt.

Das ist nichts, was ich mir aktiv überlege: Der visuelle Reiz der Schreibtischlampe weckt ganz automatisch Erinnerungen, durch welche ich dann auch noch emotionalen Reizen im Innern ausgesetzt bin. Gleichzeitig hören, riechen und schmecken wir etwas. Wir nehmen unseren Körper und unsere Umgebung auch noch mit den weiteren Sinnen wahr. Diese ganzen Reize prasseln auf uns ein, während wir das, was wir tun, vielleicht sogar mit „nichts“ beschreiben würden.

Wenn wir jetzt die aktuelle Situation verlassen und uns auf eine Straße begeben – dann kommen viel viel mehr Reize auf uns zu. Ich denke, die muss ich nicht alle aufzählen, du weißt, was ich meine.

Besonders für Menschen mit Hochsensibilität, Autismus oder Hochbegabung können die vielen Reize um uns herum, insbesondere, wenn Verpflichtungen und ein Smartphone mit aktiver Internetverbindung involviert sind, schnell überfordernd werden. Die Reizüberflutung ist da.

Werbeblindheit und Reizüberflutung im Marketing

Interessant finde ich, dass in der Wirtschaftswoche vom 9. Oktober 2018 bereits beschrieben wurde, dass wir täglich zwischen 10.000 und 13.000 Werbebotschaften ausgesetzt sind. In meinem Studium zur Texterin und Konzeptionerin habe ich gelernt, dass ab etwa 5.000 Werbebotschaften eine Werbeblindheit beim Rezipienten entsteht. Und das ist auch Reizüberflutung!

Dazu kommt, dass wir Werbung zunehmend negativ bewerten. Wir wollen einfach mal abschalten, ein Video auf YouTube schauen: Und dann kommt nicht nur ein Werbeclip am Anfang, den wir wohlwollend verschmerzen können – denn wir wollen die Inhaltsschaffenden unterstützen –, sondern eine Unterbrechung nach der anderen. Wir werden von der Werbeindustrie immer offensiver unterbrochen.

Du willst einen Blogartikel lesen – Pop-Ups gehen auf, am Rand der Website sind Banner, der Text wird von einer Anzeige unterbrochen und sowieso musst du noch die Cookie-Nachricht wegklicken. Diese ganzen Unterbrechungen sind störend, vor allem, wenn sie so viele werden, wie es die Fachleute in der Wirtschaftswoche gesagt haben.

Das ist Permission Marketing

Als Gegenspieler zur Unterbrechungswerbung gibt es das so genannte Permission Marketing.

Beim Permission Marketing geht es darum, dass die Kundinnen und Kunden dem Unternehmen die Erlaubnis geben, für die eigenen Produkte zu werben. Das können beispielsweise nützliche und kostenfreie Giveaways sein: Vom Kugelschreiber über bedruckte Dosen mit Erfrischungsgetränken bis hin zu einem Regenschirm gibt es hier viele tolle Möglichkeiten.

Aber es gibt auch Kataloge, die von Kunden explizit angefragt werden: Die Unternehmen haben die Erlaubnis, Kataloge zu senden – Permission Marketing!

Doch auch hier habe ich den Eindruck, dass unsere Wahrnehmung die Bereiche von Interruption Marketing und Permission Marketing in einen negativeren Bereich verschieben. Was früher der Newsletter war, für den man sich freiwillig angemeldet hat, um einer Marke aktiv folgen zu können und dort, wo man ohnehin schon Kunde ist, interessante Angebote anzusehen, verkommt heute oft in ein versehentliches Einwilligen nebenbei, wenn man schon den AGB und der Datenschutzerklärung zustimmt. Zudem locken große Firmen mit einem Gutschein über ein paar Euro oder Prozent, sodass man sich den Newsletter „gefallen lässt“.

Wir brauchen mehr Qualität

Ich finde, um Reizüberflutung vorzubeugen und nicht beim Kampf um die Aufmerksamkeit von Werbe-Rezipienten auf nervige, gar dreiste Unterbrechungsstrategien zurückzugreifen, brauchen wir hochqualitatives Marketing. Weniger ist mehr – sowohl bei all den Werbebotschaften, die täglich auf uns einprasseln und auch im Bezug auf Menschen, die wir mit unseren Maßnahmen erreichen. Lieber wenig Menschen mit hohem Interesse an dir und deiner Marke als viele Menschen, die sich gestört, unterbrochen, bestochen oder belästigt fühlen.

Wie siehst du das? Kannst du meine Gedankengänge nachvollziehen? Hast du selbst Permission-Marketing-Kampagnen ausprobiert? Schreib mir deine Meinung gerne in die Kommentare.

Alles Liebe,

Kia



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