Es ist Zeit für mutige Experimente! Wage sie! Ich schreibe heute darüber, was ich meine und wie du Inspiration für das Kreative außerhalb der Box findest.

An meine Leser*innen,

Hannover, den 13.01.2022

Es mag euch ein wenig seltsam erscheinen, wie dieser Artikel beginnt, aber ein ungewöhnliches Thema erfordert manchmal eine ungewöhnliche Herangehensweise. Als Autor*innen wollen wir gerne mit unseren Werken aus der Masse herausstechen. Dabei kann es helfen, sich innerhalb seines Textes Ideen zu bedienen, die nicht in jedem Buch zu finden sind.

So hat es zum Beispiel Mary Shelley in ihrem Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ getan. Ihr Roman beginnt mit einer Reihe von Briefen (so wie dieser Artikel mit einem Brief beginnt). Das mag heute nicht mehr wirklich ausgefallen wirken, aber im Erscheinungsjahr 1818 gehörte das vermutlich nicht zum Standard. Eine interessantere Idee Shelleys ist allerdings, dass sie die Geschichte von Ich-Erzählern schildern lässt. Das klingt erstmal nicht besonders, aber diese Ich-Erzähler erzählen die Geschichte nicht den Leser*innen, sondern einer anderen Person innerhalb der Geschichte. Übrigens geschieht das auch in „boy2girl“ von Terence Blacker: Hier sprechen die Charaktere der Geschichte in ihren Abschnitten wie in einem Verhör.

Zurück zu Shelley. Dabei werden die Zuhörer auch mal direkt angesprochen, was wie ein Durchbrechen der vierten Wand wirkt, aber diese vierte Wand existiert durch diesen kleinen Kniff überhaupt nicht. Vielleicht inspiriert euch diese Idee dazu, mit euren Erzählperspektiven herumzuexperimentieren. Die Buchbranche könnte hin und wieder mehr mutige Experimente gut gebrauchen.

K. KAHAWA

Die meisten Bücher                                             sind so gesetzt, dass
der Fließtext links auf                                       einer unsichtbaren
     vertikalen Linie                                      beginnt und rechts
      auf einer unsichtbaren                             vertikalen Linie
         endet. Das nennt sich                      Blocksatz und ist die
            gängige Praxis beim                    Buchsatz. Im Buch
             „Alles oder Nichts“               spielt der französisch-
                   amerikanische              Autor Raymond
                     Federman mit       der Typografie. Da
                      werden immer wieder Textzeilen
                        in bestimmten Mustern
                          gesetzt oder ständig
                             unterbrochen von
                                   einem
                                    Wort. Vereinzelte Textstellen sind sogar wie ein Buchstabe geformt, der einen Satz einleitet. Das ist zwar ungewohnt beim Lesen, aber Ungewohntheit gilt für das gesamte Buch. Das Spiel mit der Typografie wird hier zum vollendeten Stilmittel, das sich durch das gesamte Buch zieht. Keine Seite sieht aus wie die andere. 

Sitzungsprotokoll “Außergewöhnliche Ideen für dein Buch”

Teilnehmer: K. Kahawa, L. Eser Eingang: 12.01.2022 Zeitstempel: 20:25Hinweis: Die folgenden Auszüge stammen aus einer Chat-Unterhaltung. Das Gespräch fand während einer imaginären Diskussion über außergewöhnlichen Buchsatz statt.

L. Eser: Ist so ein außergewöhnlicher Buchsatz wirklich sinnvoll?

K. Kahawa: Das kommt darauf an, was du für dein Buch willst. Natürlich tut es immer auch ein normaler professioneller Buchsatz, der ist auch kostengünstig, aber manchmal kann eine außergewöhnliche und künstlerische Gestaltung die Geschichte auf besondere Weise transportieren.

L. eser: Aber das ist doch bestimmt teuer!

K. Kahawa: Ja, das auf jeden Fall. Nimm zum Beispiel ILLUMINAE von Jay Kristoff und Amy Kaufman. Die Aufmachung ist atemberaubend. Da wird der Preis für den Buchsatz bestimmt in den fünfstelligen Bereich gegangen sein.

L. Eser: Das ist doch scheißteuer.

K. Kahawa: ILLUMINAE ist sicher außergewöhnlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass du einen Verlag findest, der dir so einen Buchsatz finanziert, ist vielleicht geringer als eine KI, die menschliche Gefühle entwickelt. Im kleineren Rahmen gibt es aber vielleicht Möglichkeiten. Als Selfpublisher hast du alle Möglichkeiten der Welt!

L. Eser: Und wenn meine Geschichte gar nicht so außergewöhnlich ist?

K. Kahawa: Das ist völlig okay. Nicht jede Geschichte braucht einen abgefahrenen Buchsatz. Die Geschichte von ILLUMINAE ist gar nicht mal besonders originell. Eben ein Jugendbuch mit spannender, aber etwas vorhersehbarer Story. Aber die Geschichte gewinnt durch das außergewöhnliche Layout wirklich enorm dazu.

L. Eser: Also soll die Gestaltung darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte nichts taugt?

K. Kahawa: Das finde ich nicht. Die Gestaltung passt hervorragend zu der Story. Alles wird in Dokumentauszügen wie Chat-Ausschnitten und Interviewfragmenten erzählt, die aufarbeiten, was während und nach einem Vorfall in der Zukunft passiert ist.

L. Eser: Ist so ein Buchsatz nur was für Science-Fiction?

K. Kahawa: Ganz und gar nicht. Es kommt einfach auf die Art der Erzählung an. Ein Fantasy-Roman kann sicher auch rein über Schriftrollen erzählt werden. Eine Freundin von mir hat mal in einem Verlag gearbeitet, der einen Roman auf Klopapier gedruckt hat. Du kannst auch einen Krimi rein über Polizeiakten erzählen. Der Kreativität sind keine Grenzen ge—

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Hast du Ideen, die du schon immer mal umsetzen wolltest? Egal, ob textlich oder layouttechnisch: Unsere Lektor*innen und Buchsetzer*innen helfen dir gerne, deine Ideen umzusetzen und ein wirklich experimentelles Buch zu veröffentlichen.

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